Die Lama-Gangchen-Bewegung ist eine von mehreren tibetisch-buddhistischen Gemeinschaften, die in Brasilien über lokale Einrichtungen verfügen. Die Gruppe wird religionswissenschaftlich insbesondere dadurch interessant, dass Lama Gangchen kurz nach seinem ersten Brasilienbesuch den Sohn einer in São Paulo ansässigen Familie, Michel Lenz Calmanowitz, als Reinkarnation seines verstorbenen Meisters identifizierte. »Lama Michel« trat 1994 in das in Südindien gelegene tibetische Exilkloster Sera Me ein. In den letzten Jahren ist er aber auch zunehmend in die internationalen Aktivitäten Lama Gangchens zur Verbreitung des tibetischen Buddhismus eingebunden. Dabei ist bereits absehbar, dass der brasilianischen Zweig der Bewegung erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Dem Artikel geht es vor allem um die Frage, welche Rolle Lama Michel innerhalb der Gangchen-Bewegung zukommt. Abschließend werden einige skizzenhafte Überlegungen darüber angestellt, welche Richtung der Transformationsprozess nehmen könnte, den der tibetische Buddhismus insgesamt derzeit im Westen durchläuft.